Ohne Home-Office wäre es für viele Unternehmen kaum möglich, die Auswirkungen der Krise auf einem einigermassen erträglichen Niveau halten zu können. Heute arbeiten alle, die es irgendwie möglich machen können, von zu Hause aus, also im Home-Office.
Bis vor kurzem war dies nur einer kleinen Gruppe von Mitarbeitenden vorbehalten. Laut einer Statistik des Bundes haben aber immerhin bereits zirka 33 Prozent von zu Hause ausgearbeitet. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung als Personalverantwortliche in einem internationalen Pharmaunternehmen vermute ich stark, dass dieses Drittel der Arbeitnehmenden mit Home-Office sehr überzeugende Gründe vorweisen mussten, um dieses Arbeitsmodell umsetzen zu können. Denn nur gerade 15 Prozent durften gelegentlich, 14 Prozent konnten regelmässig und 5 Prozent an-dauernd von dieser Form der Mitarbeit profitieren. Die Erfahrungen, oder die «Learnings», aus der jetzigen Krisenzeit bestätigen aber deutlich die Vorteile von Home-Office, die auch schon frühere Studien belegen: Steigerung der Effizienz, passendere Einteilung der Arbeitszeit der Mitarbeitenden, verbesserte Work-Life-Balance, Einsparung von langen Arbeitswegen und somit weniger «tote» Zeit sowie heute nicht unerheblich, weniger Pendlerverkehr zu Stosszeigen und damit deutlich verbesser-te ökologische und sicherheitstechnische Faktoren.
Aufgrund der dringenden Empfehlung des Bundesrates, Mitarbeitende wenn immer möglich im Home-Office arbeiten zu lassen, haben viele Arbeitgeber diese vielfältigen Vorteile entdeckt. Und einige Unternehmensleitungen spielen mit den Gedanken, ob sie dieses Home-Office-Modell über die Krise hinaus in der einen oder anderen Form beibehalten sollten. Dazu möchte ich alle ermutigen. Doch damit «Remote Working» auch nach der Krise weiter angeboten werden kann, braucht es einige wenige Vorkehrungen. Ich schreibe bewusst «angeboten», denn dass Mitarbeitende im Home-Office arbeiten können, trägt sehr viel dazu bei, heute als Arbeitgeber wirklich attraktiv zu sein.
Zentral scheint mir, sich als Vorgesetzte oder Vorgesetzter zu fragen, was denn allfällige Vorbehalte gegenüber Home-Office sind. Aus eigener Erfahrung und einem langen Weg mit Home-Office – von stark reguliert bis sehr offen –, kann ich feststellen, dass es nur auf eines wirklich ankommt: Vertrauen. Wenn dieses Fundament breit und solide steht, dann reichen ein paar wenige Regeln. Und diese sollten möglichst miteinander abgemacht und nicht strikte vorgegeben werden.
Um Home-Office dauerhaft und langfristig beizubehalten, empfehle ich zu folgenden 5 Schritten:
Diskussion über die Vorteile und mögliche Widerstände mit den Vorgesetzten Klärung, wer welches Equipment bereits hat, was noch benötigt wird und wer für welche Kosten verantwortlich ist (arbeitsrechtliche Aspekte berücksichtigen) Kurz-Info/Workshop mit den Mitarbeitenden zu den wichtigsten «Regeln» im Home-Office (u.a. Vorbereitung, Nutzung der Tools für Sitzungen, Do’s and Dont’s) Festlegung, welche Sitzungen/Besprechungen mit welchen Tools digital geführt werden können Regelmässiger Austausch über allfällige Schwierigkeiten oder Hindernisse, um diese in möglichst kurzer Frist zu beheben.
Einzig bezüglich Kultur ist Vorsicht geboten. Der soziale, physische Raum muss geschaffen und gepflegt werden. Dabei ist gut darauf zu achten, dass
· häufiger gemeinsame Aktivtäten (Sport, Lunches, GetTogether, Feiern) stattfinden · allenfalls an gewissen Tagen alle im Büro anwesend sein sollten · neue Mitarbeitende mehrere Tage nacheinander vor Ort sind
Meine Erfahrungen zeigen: Wenn das Miteinander und der Zusammenhalt gepflegt bleibt, zeigt sich Home-Office für alle Beteiligten als wunderbarer Weg, um insgesamt viel zufriedener zu sein. Es entsteht eine vierfache Win-Situation. Denn sowohl Unternehmen und Mitarbeitenden, aber auch Gesellschaft und Umwelt profitieren davon. Liebe Unternehmensleitungen und HR-Verantwortlichen: Nutzt die durch Corona auferlegte Probezeit und etabliert Home-Office fest als neues Arbeitsmodell. Ich bin überzeugt, es zahlt sich aus. Mehrfach.
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